Der Hessische Literaturrat präsentiert: Tereza Boucková liest „Indianerlauf“

Freitag, 26. September 2008, 20 Uhr,
Literaturbüro Nordhessen, Lassallestraße 15, 34119 Kassel

Tereza BuckovaTereza Boucková, die Tochter des bekannten tschechisch-österreichischen Schriftstellers und Politikers Pavel Kohout ist derzeit im Rahmen des Prager-Literaturhaus-Stipendiums vier Wochen in Hessens Landeshauptstadt Wiesbaden zu Gast. Nun freut sich das Literaturbüro Nordhessen, Tereza Boucková zu einer Lesung ihres Buches „Indianerlauf“ begrüßen zu dürfen.

„Indianerlauf“ von Tereza Boucková ist ein Debüt, das in vielerlei Hinsicht besticht – in der politischen wie privaten Aussagekraft und in spürbarer Betroffenheit, die die literarische Qualität nicht gemindert hat. Dabei ist der besondere autobiografische Hintergrund, dass nämlich die Autorin die Tochter des bekannten Dissidenten, des Schriftstellers Pavel Kohout ist, zweitrangig. „Interessiert es Sie, warum man mich nicht ins Gymnasium aufnahm? Ich war die Tochter eines Konterrevolutionärs“, resümiert die Erzählerin fast lakonisch einen ganzen Lebensabschnitt. Komisch-sarkastisch werden durch Momentaufnahmen die extrem unterschiedlichen Welten gegeneinander gesetzt: der harte Lebenskampf von Mutter Alpha mit den drei Kindern und die abgehobene und zugleich verlorene Welt des Vaters mit seiner neuen Frau Muse. Und so absurd es klingen mag, so endet der Text mit einem Sehnsuchtsappell der Liebe an genau diesen Vater.

Tereza Boucková fängt den Familienalltag und die gleichzeitige Anteilnahme am politischen Leben des Landes ein. Schlüsselereignisse wie 1968 und 1977 werden in präzisen Bildern erfasst, aber auch Überwachung, Verhöre und Demütigungen durch Hausgemeinschaft und Arbeitskollektiv in Szene gesetzt. Den Zuhörer erwartet konzentrierte Literatur, die Ansprüche stellt und deren großer Reiz Glaubwürdigkeit und radikale Humanität sind.

Ihr Vater, der bekannte Schriftsteller und Politiker Pavel Kohout, war Mitglied der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei und einer der Wortführer des Prager Frühlings. Außerdem ist er Mitverfasser und Unterzeichner der Charta 77. 1978 übernahm er einen Beratervertrag am Wiener Burgtheater. Daraufhin wurde er 1979 mit seiner Frau Jelena ausgebürgert und ist seit 1980 österreichischer Staatsbürger. Seit 1989 konnte er wieder in der Tschechoslowakei publizieren. Heute lebt Kohout in Prag und Wien.

Tereza Bouckovás Lesung im Literaturbüro Nordhessen wird präsentiert vom Hessischen Literaturrat, zu dessen Projekten nicht zuletzt der literarische Austausch mit den hessischen Partnerregionen und die Ausschreibung von Stipendien zählt.

Eintritt frei, Spenden erbeten
www.hessischer-literaturrat.de

Nach oben scrollen