
Foto: Grondin/Navas
Roland Ruhnau (Jg. 1965) wurde in Kassel geboren. Er ist stellvertretender Museumsleiter und Leiter der Museumspädagogik des Naturkundemuseums in Kassel. Er arbeitet dort seit 1996 und hat ein Diplom in Biologie.
Von Nieves Navas und Julie Grondin
Wie kam es dazu, dass das Naturkundemuseum einen Museumspädagogen hat ?
Es war eine eine Entscheidung der Leitung. Damals 1996, als ich hier angefangen habe, hat der Museumsdirektor entschieden, dass hier diese Stelle installiert wird. Das war noch relativ neu in Kassel. Die Museumspädagogik gab es, aber dass man einen Pädagogen für ein einzelnes Museum hatte, das gab es, glaube ich, noch nicht.
Glauben Sie, dass man mehr Museumspädagogen braucht?
Sicher. Ich habe eine Teilzeitstelle mit 32 Stunden in der Woche. Am Naturkundemuseum gibt es zudem eine Stelle für ein freiwilliges ökologisches Jahr. Wir haben im Jahr allerdings zwischen 80.000 und 100.000 Besucher. Ungefähr 1000 Veranstaltungen werden pädagogisch begleitet. Wir haben jedoch viele freie Mitarbeiter, meistens Naturwissenschaftler, aber auch Studierende. Wenn man Besucher erreichen möchte und viele Besucher kommen sollen, dann sollte man zusehen, dass man die Vermittlung, also die Museumspädagogik fördert.
Nach welchem Kriterien konzipieren Sie der Sonderausstellungen?
Das ist relativ einfach. Die meisten Sonderausstellung denkt sich der Museumsdirektor aus und das Team macht die Konzeption und Realisierung. Die jetzige Ausstellung, also die Saurier-Ausstellung, ist eine geliehene Ausstellung aus Dresden. Die Objekte haben wir aber komplett neu arrangiert und das Ganze in einen neuen Kontext gestellt. Wir sind ein kleines Museum. Im Grunde sind nur fast 20 Prozent der Ausstellung eigene, komplette Neukonzeptionen. Wir haben alle sechs Monate eine neue, große Sonderausstellung, die das Erdgeschoss einnimmt. Nur so kommen wir auf diese hohen Besucherzahlen.
Was macht ihrer Meinung nach die Arbeit im Naturkundemuseum so einzigartig?
Es macht sehr viel aus, dass jedes Team gut zusammenarbeitet. Jeder nimmt seine Profession hier sehr ernst und versucht zum Wohl des Museums und der Besucher beizutragen.
Wie vermitteln Sie die komplexen Inhalte für Kinder und Erwachsene ?
Es ist immer eine Gradwanderung. Auf der einen Seite ist der wissenschaftliche Anspruch, dass du auch das intellektuelle Publikum erreichen möchtest. Auf der anderen Seite brauchst du heutzutage ein bisschen Disneyland, damit man Menschen noch ansprechen und interessieren kann. Viele Leute sagen, dass ist wissenschaftlich nicht so exakt. Allerdings ist das, was auf den Erklärtafeln bei den Objekten steht, aktuell.
Sie versuchen für alle Generation verständlich zu sein?
Ja, na sicher! Für alle Generationen. Aber man kann auch intellektuell ansprechende Dinge vermitteln für Leute, die schon sehr viel über Naturwissenschaften wissen und auch gewohnt sind, einen anderen Sprachstil zu lesen. Aber es kann nicht schaden, Intellektuellen etwas vällig Neues zu vermitteln, indem ich einfache Sätze verwende. Der Weg zu einem barrierefreien Museum ist, Texte zu schreiben, die man gut versteht.
Sind sie stolz auf ihren Beruf?
Ja klar. Es ist ein wunderbarer Beruf. Natürlich so lange man Erfolg hat. Wir haben eine große Erfahrung, wie wir verschiedene Dinge visualisieren ohne, dass die Menschen viel lesen müssen. Wenn man in eine Inszenierung kommt und dort ist ein Saurier in einer Sandlandschaft, finden das manche nicht anspruchsvoll genug. Wir haben aber kein Problem damit.
Link zum Naturkundemuseum in Kassel