„Die Brüder Grimm haben eine unglaubliche Bedeutung für unseren Kulturraum“ – Interview mit Susanne Völker, Projektleiterin der GRIMMWELT (SoSe 2015)

Völker

Foto: Strzelczyk

Von Stella Strzelczyk

Ich treffe Susanne Völker  (*1979) in ihrem Büro im Palais Bellevue in Kassel. Bevor sie Anfang November 2012 ihre Arbeit als Projektleiterin der GRIMMWELT, die im September 2015 eröffnet wird, in Kassel aufgenommen hat, leitete sie die Museen der Stadt Calw. Ein Gespräch über ihr künftiges Arbeitsgebiet.  

War es schon lange ihr Wunsch ein Museum zu leiten?
Es war schon lange mein Wunsch, mich mit Kulturgut auseinanderzusetzen und mich intensiv wissenschaftlich mit Themen zu befassen. Diese wollte ich so aufbereiten, dass sie einem breiten Publikum zugänglich sind. Das ist nicht zwingend die Leitung eines Museums, aber es geht schon deutlich in diese Richtung.

Was sind ihre Aufgaben als Projektleiterin?
Eine Projektleitung beschäftigt sich im Wesentlichen damit zu sorgen, dass die unterschiedlichen Gewerke, die an einem solchen Projekt mitwirken, koordiniert sind, dass die Abläufe reibungslos funktionieren und durch enge Abstimmungen mit allen gesteuert und kontrolliert werden.

Kassel hat für seine Größe eine erstklassige Museumslandschaft. Warum braucht die Stadt eine GRIMMWELT?
Das Thema Brüder Grimm ist für Kassel natürlich ein ganz zentrales Thema. Die Brüder haben fast dreißig Jahre ihres Lebens hier verbracht. Sie beschreiben ihre Zeit hier selber als eine sehr fruchtbare und sehr schöne Zeit.Ganz zentrale Bestandteile ihres Werkes sind hier entstanden, ihre Märchen werden weltweit gelesen und das deutsche Wörterbuch ist natürlich für unseren Sprachraum ein ganz zentrales Werk. Deswegen haben die Brüder Grimm eine unglaubliche Bedeutung für unseren Kulturraum, aber eben auch darüber hinaus. Das möchte die Stadt Kassel würdigen und zwar in einer Art und Weise, die für ein breites Publikum zugänglich ist.

Große Grimm Nachlässe befinden sich in Berlin, Marburg und Haldensleben. Gibt es Kooperationen?
Die gibt es. Im Bereich der Präsentationen in der neuen GRIMMWELT. Das werden zum großen Teil Ausstellungsexponate sein aus der Kasseler Grimm Sammlung aber auch Exponate des Landes Hessen, Exponate von externen Leihgebern, wie zum Beispiel aus Marburg oder eben Berlin. Hinzu kommen aber auch Nachlässe aus der Grimm-Familie, die erstmals überhaupt der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden.

Bitte erläutern Sie das Konzept der Ausstellung.
Das Ausstellungskonzept basiert auf der Überlegung, dass die Grimms eben nicht nur Märchensammler waren, sondern als zweiten großen Schwerpunkt die Sprachforschung pflegten. Deswegen ist die Ausstellung auch keine rein biographische Ausstellung, die das Leben der Brüder Grimm nacherzählt. Sie haben ihr Leben immer in den Dienst ihrer Forschung gestellt und aus diesem Grund gibt es unterschiedliche Bereiche in der Ausstellung, die sich Aspekten widmen. Es gibt Originalexponate und entsprechende inhaltlich wissenschaftliche Erläuterungen und Erklärungen, es gibt aber auch zeitgenössische Künstler, die sich mit dem Leben oder dem Schaffen der Brüder Grimm auseinandersetzen und dafür ganz eigene künstlerische Ausdrucksformen finden.  Mittlerweile kann sehr viel multimedial aufbereitet werden, wodurch es sehr anschaulich wird. Die Ausstellung wird interaktiv gestaltet und lädt zum mitmachen ein.

Welche Wechselausstellungen und Sonderveranstaltungen sind geplant?
Das Spektrum der Brüder Grimm ist ja ziemlich groß, sodass man ganz viele Anknüpfungspunkte hat, im Bereich von Kunstausstellungen und historischen Ausstellungen, ebenso für sprachwissenschaftliche Ausstellungen. Dafür gibt es Kooperationspartner in der ganzen Welt. Wir freuen uns auf die Möglichkeit, nicht so bekannte Bereiche zu beleuchten, die über die Märchen hinausgehen. Denn die Brüder waren einfach viel mehr als nur Märchenerzähler.

Was macht das Museum aus ihrer Sicht so besonders?
Das Besondere an der GRIMMWELT ist sicherlich, dass wir es zur Aufgabe gemacht haben, komplexe Sachverhalte so zu vermitteln, dass sie überschaubar werden und dass es dem Besucher Spaß macht sich mit dem auseinander zu setzen. Themenräume über Grammatik oder freiheitliche Grundrechte zu gestalten sind anspruchsvolle Herausforderungen. Die Dinge so aufzubereiten, dass sie nahbar sind und das man sich gut drauf einlassen kann, das ist sicherlich eine wichtige Besonderheit der GRIMMWELT.

Vielen Dank für das Gespräch.

Website: www.stadt-kassel.de/projekte/grimm-welt/