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Von Hannah Griesmann
Markus Hanisch (Jg. 1967) ist Architekt und Landschaftsarchitekt in dem von ihm mitgegründeten Büro punkt4 Architekten. Außerdem ist er im Vorstand des Kasseler Kunstvereins tätig. Wir treffen uns kurz vor Weihnachten zum Gespräch und unterhalten uns über das kulturelle Angebot in Kassel, seine Arbeit im Kunstverein und eine luftdruckbetriebene Weihnachtsbaumkanone.
Herr Hanisch, in welcher Form nutzen Sie das kulturelle Angebot in Kassel? Was weckt Ihre Neugier? Wo gehen Sie gerne hin?
Es gibt viele Veranstaltungen aus der freien Kulturszene, die ich gerne nutze. Das Sandershaus ist zum Beispiel eine tolle Einrichtung. Da ich generell sehr musikinteressiert bin, besuche ich gerne Konzerte. Theater oder Oper liegen mir nicht ganz, muss ich gestehen. Meine Begeisterung liegt in der Kunst. Die Wechselausstellungen der mhk, das Stadtmuseum oder auch das Fridericianum gehören zu meinen Anlaufstellen, aber eigentlich nutze ich die gesamte Bandbreite der Kasseler Museumslandschaft.
Trägt Ihre Tätigkeit im Vorstand des Kasseler Kunstvereins dazu bei, Ihr Interesse weiter aufzuspannen? Sie bekommen dadurch doch bestimmt eine Menge Input!
Ja, das stimmt. Spannend finde ich, dass momentan im Kunstbereich in Kassel eine starke Auseinandersetzung mit dem Thema „Verbindung von Kunst, öffentlichem Raum und Architektur“ erkennbar ist. Für mich ist eine Tendenz in der Kunst beobachtbar, die sehr kollaborativ arbeitet und stark in den Stadtraum hineingeht. Mit dem Kunstverein entwickeln wir beispielsweise derzeit zusammen mit einem jungen französischen Künstler eine Kunstaktion, bei der die Untere Königsstraße für einen Monat gesperrt werden soll. Es ist geplant im Frühjahr 2020, eine Audio-Bühnenskulptur aus recycelten Boxen aufzustellen. Dort können der Künstler, die Anwohner und Interessierte mithilfe ihres Handys gemeinsam für ein akustisches Konzept sorgen. Diskussionsrunden und Musikveranstaltungen sind dann im städtischen Raum beabsichtigt. Als Architekt bin ich an dieser Stelle natürlich sehr daran interessiert, dass wir den Bund Deutscher Architekten involvieren, um gemeinsam Synergien zu entwickeln und unterschiedliche Sichtweisen und Herangehensweisen miteinander zu vernetzen.
Dann arbeiten Sie im Kunstverein hauptsächlich an der Verflechtung verschiedener Aspekte von Raum, Kunst und Kultur? Oder prozessorientiert ganz nah an den Künstlern?
Im Kunstverein liegt mein Schwerpunkt im Bereich Architektur. Ich organisiere und betreue aber auch Ausstellungen. Durch den Standortwechsel des Vereins während der documenta alle fünf Jahre und dem damit verbundenen Aus- und Wiedereinzug bleiben wir in Bewegung. Dadurch müssen wir uns immer wieder aufs Neue Gedanken über Infrastruktur, Ausstellungskonzeptionen und Ausstellungsarchitektur machen. Die Frage ist: Wieviel gibt man vor, wieviel lässt man offen? Anders ist es dann bei konkreten Ausführungsplanungen für die documenta. Da haben die Künstlerinnen und Künstlern schon ein konkretes Konzept und wir versuchen es gemeinsam umzusetzen. Das war zum Beispiel bei dem Obelisken von Olu Oguibe der Fall. Die Form stand fest und die Zeichnungen waren angefertigt. Vor der Ausführung mussten dann unter anderem noch der Ort festgelegt und das Material bestimmt werden. Es ist toll, sich immer wieder neu darauf einzulassen.
Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern charakterisieren?
Ich finde, es kommt wie bei allem darauf an, welches persönliche Verhältnis man miteinander hat. Die Beziehungsebene bestimmt, ob man zusammen etwas entwickeln oder weiterentwickeln kann. Persönlich hatte ich bis jetzt das Gefühl, gut mit den Künstlerinnen und Künstlern zusammen arbeiten zu können. Bislang war noch kein Kontakt dabei, bei dem ich unsere Zusammenarbeit infrage gestellt hätte.
Wie entwickelt der Kunstverein seine Konzepte zu Ausstellungen?
Der Vorstand und die künstlerische Leitung setzen sich derzeit aus zwölf Personen mit unterschiedlicher Orientierung und Fokus zusammen. In diesem Kreis diskutieren wir gemeinsam unsere Interessen, welche sich aktuell viel mit neuen Medien, neuen Technologien und deren Auswirkungen auf unser Zusammenleben im Allgemeinen beschäftigen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt derzeit auf städtischen Themen, sowie Inhalten bezüglich Stadtplanung, Ökologie und Recycling. In diesen Bereichen suchen wir junge Künstler, um deren Kompetenzen zu fördern, zu stärken und um ihre Ideen zu vermitteln. Darin liegt unsere Aufgabe. Durch unseren Standortvorteil können wir ihnen die Möglichkeit bieten, im Erdgeschoss des Fridericianums auszustellen. Aber manchmal wird auch der Vorplatz für eine Performance genutzt…(lacht)
Sie spielen auf Leon de Bruijne an?
Ja, genau. Vor ungefähr einer Woche* hat dieser niederländische Künstler auf dem Friedrichsplatz für Aufsehen und Begeisterung gesorgt. Er hat zusammen mit dem Künstler Willem van Doorn eine luftdruckbetriebene Weihnachtsbaumkanone entwickelt und schoss mehrere Weihnachtsbäume über den Platz. Das war ein gelungener Auftakt für seine danach startende Ausstellung! (lacht)
Vielen Dank für das Gespräch!
*Die Aktion fand am 13.12.2019 statt
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