Ein leises Festival macht keinen Sinn! – Interview mit Alex Feiertag vom Team des Open-Flair-Festivals in Eschwege (SoSe 2016)

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Alex Feiertag. Foto: Nicole Felde

Von Nicole Felde

Nach einer halbe Weltreise mit der Regional-Tram von Kassel nach Eschwege, traf ich mich mit dem Leiter des Veranstaltungsteams des Open Flair Festivals und dreifachem Vater Alex Feiertag (Jg. 1964) in seinem gemütlichen Büro in Eschwege.

Guten Tag Herr Feiertag, danke dass Sie sich heute Zeit für mich genommen haben. Sie haben ja sicherlich noch einiges für die Organisation des Festivals, das im August 2016 stattfindet, zu tun. Wie genau organisiert man denn ein Festival?
Ein Festival braucht viele langsame Entwicklungsschritte. Ich meine, wir sind NUR ein Verein und beschäftigen ehrenamtliche Helfer, die einfach nur eine Menge Spaß daran haben ein Festival auf die Beine zu stellen. Es gibt viele verschiedene Teams, in denen man sich um die einzelnen Bereiche  der Organisation kümmert und das sogar bundesweit. Die Helfer müssen sich um alles Mögliche kümmern, von Sponsoren über Licht und Ton bis hin zu Helfern, die direkt auf dem Festivalgelände arbeiten. Zudem kommt noch hinzu, dass das Open Flair Festival direkt in Eschwege stattfindet und man sich natürlich einiges an Genehmigungen besorgen muss.

Was hat die Stadt davon?
Ich glaube, dass ein leises Festival keinen Sinn macht und die Stadt profitiert auch davon, da viele Besucher in Cafés gehen oder sich anderweitig in der Stadt umschauen. Für den Einzelhandel ist dieses Wochenende wie ein Adventswochenende.

Wie kam Ihnen die Idee dazu?
Die eigentliche Idee kam mir und ein paar Freunden vor ca. 30 Jahren in einem Jugendzentrum in Eschwege, in dem wir damals schon die ersten Konzerte organisiert haben. Irgendwann wollten und mussten wir größer werden und haben dann den Verein – Open Flair e.V.- gegründet. Wir wollten damit einfach nur die Welt retten ( lacht ).

Wenn das ganze „nur“ von einem ehrenamtlichen Verein organisiert wird, wie kommen dann die ganzen Gelder zusammen?
Das Ganze geht natürlich nicht nur mit dem Verkauf der Eintrittskarten. Damals lief das Ganze noch mit der Jugendförderung, danach mit einer Landesförderung. So ging es dann bis 2000, denn im Jahr 2000 stand das Festival kurz vor dem Ruin! Die Zuschüsse sind immer gleich geblieben, aber das Festival ist immer mehr gewachsen, sodass es uns nicht mehr möglich war es zu finanzieren. Danach kamen viele Umstellungen um das Festival weiterhin stattfinden zu lassen. Wir mussten kommerzieller werden und viele Theateraufführungen streichen. Seit ca. neun Jahren ist das Open Flair fast immer ausverkauft, was einiges viel leichter macht. Mittlerweile wird das Ganze durch Sponsoren, Gastronomie, einem kleinen Zuschuss und den Eintrittskarten finanziert.

Das Open Flair Festival lockt Jahr für Jahr fast 20.000 Besucher mit einem großartigen Line-Up an, wie kommt man an die vielen Bands?
Es gibt viele Bands, die sich bei uns bewerben, nur leider sind es oftmals kleinere Bands, die nicht den Bekanntheitsgrad haben, den wir brauchen. Wir versuchen an die Bands zu kommen, die wir als Veranstalter auch gerne sehen möchten und von denen wir denken, dass sie den Besuchern des Festivals gefallen würden. Dies ist allerdings nicht so einfach, wie man sich das vorstellt, da die großen Festivals den Markt schnell leer kaufen. Zudem gibt es Verträge, die den Bands genau vorschreiben, in  welchen Regionen sie auftreten dürfen und in welchen nicht. Also kommt es im Grunde genommen nur auf die Erfahrung an, die man mit den Jahren aufgebaut hat. Wir wissen wo wir nachfragen müssen und an welche Agenturen wir uns wenden müssen und hoffen Jahr für Jahr, dass wir die gewünschten Bands bekommen.

Glauben Sie denn, dass irgendwann eine Band wie Rammstein auf Ihrem Festival spielen wird?
Leider ist Rammstein viel zu groß für unser beschauliches Festival! Alleine finanziell wäre es gar nicht möglich diese Band zu engagieren und neben so einer Band würden alle anderen Bands zum Nebendarsteller degradiert. Das Open Flair Festival soll und darf gar nicht mehr wachsen. Zudem sollte man sich selber treu bleiben und seinen eigenen Charakter beibehalten. Wir sind ein Festival, bei dem man immer neue Dinge entdecken möchte. Da ist dann eben kein Platz für eine derart große Band.

Zu guter Letzt würde ich gerne wissen, was für Sie ein gelungenes Festival ausmacht!
Für mich ist die richtige Atmosphäre sehr wichtig! Das Festival sollte facettenreich sein und alles sollte soweit stimmen. Das Programm sollte einen Spannungsbogen haben und auch für den Kopf muss etwas dabei sein wie kleine Theateraufführungen und Kunstausstellungen. Wir mussten zwar immer mehr davon streichen, da Theater und Kunst nicht die gewünschten Besucherzahlen gebracht haben, wollen aber nicht darauf verzichten. Das Festival sollte dazu noch schön gestaltet sein, sodass alle zufrieden sind. Wenn dann auch noch das Wetter mitspielt, ist alles perfekt!