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Von Vivien Stark
Dr. Kristina Jost-Hardt ist Gründerin und Inhaberin der 1987 gegründeten Ballett- und Sportschule Harleshausen. Sie hat in Sport promoviert und ist zurzeit für den Fitnessbereich verantwortlich. Im Interview berichtet Sie von ihren Erfahrungen, während der Corona-Pandemie und spricht über Inspirationen und Hoffnung für die nächste Zeit.
Warum haben Sie Sport studiert?
Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Als Jugendliche habe ich Modernen Fünfkampf betrieben, wodurch der Wunsch kam, Sport zu studieren. Lehrerin wollte ich tatsächlich nie werden. Mein erster Plan war, in München bei einem Sportpsychologen zu arbeiten. Später bin ich der Liebe wegen nach Kassel gezogen, weswegen ich beschloss, mein Studium in Göttingen zu beenden. Letztendlich kam mir dann die Idee, meine eigene Schule zu eröffnen.
Also haben Sie direkt ihre eigene Schule eröffnet?
Genau, ich habe mich direkt selbstständig gemacht.
Nun ist Ihre Tanzschule dafür bekannt, dass Sie sich nicht nur auf eine bestimmte Altersgruppe fokussieren, sondern sehr breit gefächert sind: Sie bieten z.B motorische Frühförderung für Kinder ab 2 Jahre, Erwachsenenballett und Gymnastik für Senioren ab 65 an. Wieso ist Ihre Schule so breit aufgestellt?
Ursprünglich hieß es auch nur Sportschule. Das Ballett ist erst ein paar Jahre später dazu gekommen. Früher haben wir noch mehr Kindersport gemacht und mit der Zeit kam dann der Tanzbereich hinzu. Es lief in einem Jahr ein Weihnachtsfilm, in welchem Ballett vorkam und auf einmal wollten alle Mädchen, die bei mir geturnt hatten, auch Ballett machen. So entwickelten wir ein Konzept, in welchem wir Tanz mit einbauten. Und Erwachsenensport gehört für uns einfach dazu.
Können Sie von Erfahrungen aus Ihren Kursen berichten?
Großes Interesse bemerkt man tatsächlich bei der motorischen Frühförderung. Früher sind diese Kinder, bis sie ca. 18 waren dabeigeblieben. Heute haben die Kinder, sobald sie in die Schule kommen, einfach zu viel um die Ohren. Teilweise wechseln sie dann in andere Bereiche und machen weiter mit Ballett oder Hip-Hop. Bei den Erwachsenen ist es so, dass ich manche tatsächlich schon seit 30 Jahren kenne, die von Anfang an dabei sind.
In der Corona-Pandemie ist die Situation nicht gerade einfach. Wie gehen Sie damit um? Bieten Sie Alternativen an?
Ja, wir bieten Online-Unterricht an, in welchem wir die Altersgruppen zusammenfassen, da nicht alle das Angebot nutzen möchten. Außerdem verschicken wir, besonders für die Kleinen, Videos mit in Geschichten verpackten Bewegungsanregungen und kleinen Ballettübungen.
Viele fürchten um Ihre Existenz, geht es Ihnen ähnlich?
Da ich meine Schule nun seit über 30 Jahren habe, besitzen wir ein gutes finanzielles Polster. Das Gebäude gehört mittlerweile auch uns und wird nicht mehr gemietet. Es sind zurzeit also nur die Lehrerinnen und Lehrer, welche ich weiterbezahle, damit sie sich nicht um Ihre Existenz sorgen müssen. Und wenn es jetzt ganz schlecht käme, würde ich sagen ich mache die Schule zu und setzte mich zur Ruhe. Das wäre meine letzte Option.
Was hat sich bei Ihnen zwischen dem ersten und zweiten Lockdown verändert?
Beim Ersten Lockdown haben wir mit dem Online-Unterricht noch gewartet. Wir hatten gerade eine Aufführung geplant und Hoffnung, es würde nach Ostern weitergehen. Trotzdem haben wir auch da schon Videos verschickt und nach bestimmter Zeit dann später Online Sessions eingeführt. Nach dem ersten Lockdown hat sich der Unterricht auch wieder prima eingespielt und als dann im November der zweite Lockdown kam, haben wir den Online-Unterricht direkt wieder aufgenommen, weil wir da schon wussten, wie es funktioniert.
Wie lief der Unterricht im Sommer ab?
Wir haben Unterricht nur mit Anmeldungen organisiert, damit es nicht zu voll wird und immer auf die Abstandsregelungen geachtet, also Kontakt beim Eintreten vermieden und Umkleiden gesperrt. Das einzuhalten hat auch immer gut funktioniert. Kinderturnen haben wir in diesem Zeitraum komplett aus dem Programm genommen, da es dabei einfach nicht möglich ist, alle Hygienevorschriften umzusetzen.
Was sind Ihre Hoffnungen für die Zukunft und was soll sich Ihrer Meinung nach ändern?
Ich hoffe natürlich, dass wir bald wieder öffnen dürfen und das Leben sich wieder so normalisiert, wie es früher war. Wie bereits gesagt, hatten wir unsere Aufführung geplant und wir hoffen, dass wir diese noch nachholen können.