„Kassel war früher eine Filmstadt und daran wollen wir anknüpfen!“
Interview mit Jakob Gisik, Regisseur und und Filmemacher (WS 2018/19)

Foto: Thielemann

Von Felix Thielemann

Jakob Gisik (Jahrgang 1979) ist Gründer und CEO von JAKALE Films sowie Regisseur. Er spricht im Interview über seinen neuen Spielfilm, den Thriller „EneMe“, der im November 2018 Premiere feierte und die Zukunft von Filmen in und aus Kassel.

Als ich eben das erste Mal die Geschäftsräume von JAKALE betrat, war ich schon etwas überrascht. Alles ziemlich groß und modern. Nicht unbedingt das, was man sich im ersten Moment vorstellt, wenn man von einer Produktionsfirma in Kassel hört.
Es hat natürlich nicht so angefangen. Als wir hier 2009 eingezogen sind, hat das alles noch in einem Raum stattgefunden und ist dann jetzt erst über die letzten Jahre stetig angewachsen. Zu der Zeit waren wir dann noch viel für Sender und als Freiberufler unterwegs, bis ich dann 2013 die Entscheidung getroffen habe, dass ich ab sofort nur noch fiktionalen und dokumentarischen Film machen möchte.

Damit steht ihr in Kassel wohl ziemlich alleine da.
Mit diesen Ansätzen auf jeden Fall. Es gibt ja einige in den Bereichen Imagefilm und Werbefilm, aber was eben Spielfilme in der Größenordnung in und aus Kassel angeht, das weiß ich, da sind wir alleine.

Du hast bereits in anderen Interviews erwähnt, dass die Finanzierung mit Abstand am schwersten bei „EneMe“ war.
Die Finanzierung ist definitiv immer am schwersten. Klar, auf dem Papier ist „EneMe“ als Drama sicherlich kein „großer“ Film, aber für eine Produktionsfirma wie unsere, ist es natürlich trotzdem ein Mammutprojekt. Ich hoffe, dass es für zukünftige Projekte, jetzt wo wir den ersten Kinofilm auf der Referenzliste haben, deutlich einfacher wird. Zumal es ja auch ein internationaler Film ist, immerhin gab es ja viel Zusammenarbeit mit Russland und einige intensive Drehtage dort.

Ist da denn zwischendurch auch mal wieder ein kleineres Projekt geplant oder soll es jetzt, wo ihr Blut geleckt hat, schon nur noch in dieser Größenordnung weitergehen?
In größerem Stil soll es schon weitergehen. Konzepte und Planungen gibt es da auf jeden Fall. Eines unserer nächsten Projekte wird zum Beispiel teilweise in Tschechien gedreht. Kleinere Projekte wie Kurzfilme sind aber natürlich auch noch Teil der Arbeit. So etwas bietet sich halt einfach dafür an, unter anderem neue Techniken auszuprobieren und neue Crewmitglieder kennenzulernen. Und wir wollen uns hier in der Region auch gerne auf der Bildungsebene umschauen und z. B. auch mal Filmstudenten einbeziehen und denen tatsächliche Praxiserfahrung am Set anbieten.

Gewisse Auswirkungen sollen die Firma und ihre Filme also schon auf Kassel und die Kulturszene hier haben?
Kassel war früher eine Filmstadt. Und da wollen wir nicht nur dran erinnern, sondern auch anknüpfen. Die Stadt hat einfach wirklich viel Potenzial.

Wie sieht es denn konkret mit der Zukunft von „EneMe“ aus? Eine Vertriebsfirma war zum Zeitpunkt der Premiere vor ein paar Wochen ja noch nicht gefunden.
Das ist auch aktuell noch der Fall. Der Film macht jetzt seine Festivaltour und 2019 wollen wir einen passenden Verleih finden. Im Frühjahr sitzen wir jetzt mit verschiedenen Partnern bezüglich der Vermarktung zusammen und reden über die verschiedenen Möglichkeiten. Dass er veröffentlicht wird, steht außer Frage, aber wann und wie genau, können wir jetzt noch nicht verraten.

Jetzt mal zum Abschluss eine ganz gemeine Frage für jeden Künstler: Bist du denn zufrieden mit dem Film?
Als Künstler ist man, glaube ich, nie zu 100 Prozent mit seiner eigenen Kunst zufrieden. Dennoch muss man irgendwann den Punkt erreichen, wo man sagt, okay jetzt bin ich bereit loszulassen und „EneMe“ ist eben jetzt in einem Stadium, wo ich dazu bereit bin, den Film der Öffentlichkeit zu zeigen. Klar, jeder Film hat immer Potenzial noch besser zu sein, aber da wird es dann auch schnell zur Geschmackssache. Womit ich auf jeden Fall sehr zufrieden bin, ist, dass wir es geschafft haben, dieses für unsere Verhältnisse riesige Projekt wirklich zu stemmen. Der Film ist auf jeden Fall anders als andere Filme dieses Genres und dass er unterhalten wird, da bin ich mir ziemlich sicher. Vor allem natürlich die Kasseler Zuschauer, denn es war ja auch mein Ziel, Kassel mal aus einer anderen, eher dunkleren Sicht zu zeigen. Wir haben ja auch immer gesagt: „Ein Film aus Kassel und für Kassel“.