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Von Saskia Kaufmann
Markus Nüsse (Jg. 1996) studiert an der Uni Kassel Stadt- und Regionalplanung im Master und arbeitet nebenbei im Marketing im „Filmpalast“. Nach einem Rundgang setzen wir uns an die hauseigene Bar und sprechen über die Entwicklungen des Kinos und über die Zukunftsaussichten dieser Branche.
Was motiviert dich, hier im Kino zu arbeiten?
Zum einen der tolle Teamspirit und zum anderen die optimale Vereinbarkeit der Arbeit mit dem Studium. Als ich in meiner Heimatstadt Leipzig das Gymnasium besuchte, hat eine Bekannte im dortigen kleinen Kino gearbeitet, wo zwei Schülerjobs frei geworden waren. Dort fing ich dann an, bin so ins Kino „reingerutscht“.
Als ich zum Studieren nach Kassel kam, wollte ich wieder in einem Kino arbeiten. Ich habe mich umgeschaut und das damalige „CineStar“-Kino gesehen. Jetzt bin ich schon über fünf Jahre hier im Haus und es gefällt mir nach wie vor sehr gut.
Was genau unterscheidet denn den Besuch im Filmpalast von einem Filmeabend zu Hause?
Es gibt einige Unterschiede. Erstmal natürlich die Technik. Du hast hier ein ganz anderes Sound- und Bilderlebnis. Auch kannst du bei uns mindestens genauso gut sitzen wie auf deinem Sofa. Wir haben Liegesitze, Paarsitze und vieles mehr. Daheim konzentriert man sich nicht so sehr auf den Film – im Kinosaal hingegen ist alles auf die Leinwand ausgerichtet. Auch die Atmosphäre mit den Menschen im Saal ist anders als zu Hause. Bei einer lustigen Szene im Film wird beispielsweise gemeinsam gelacht – das macht Kino aus. Zu Coronazeiten ist das natürlich durch die begrenzte Personenanzahl im Saal etwas gedämpfter, aber dennoch da. Man genießt das Konsumieren des Blockbusters nochmal ganz anders und wertschätzt es mehr.
Warum ist Kino deiner Meinung nach relevant für die Kultur?
Weil Kino genau dann ist, wenn alle Freizeit haben. Kultur ist für mich: Einen schönen Abend verbringen und sich schick machen. Egal, ob ich jetzt ins Theater gehe oder ins Filmtheater – wie bei uns. Es gibt einfach viele Aspekte von Kino. Wenn ich zum Beispiel mit meinem Partner irgendwas unternehmen will, ist Kino eine Möglichkeit, wo man ziemlich stilvoll hingehen kann. Das finde ich immer schön.
Kino ist einfach ziemlich vielschichtig. Wir haben Konzerte, Filme mit Lesungen, und vieles mehr. Wir versuchen uns vielseitig aufzustellen, um eine möglichst breite Masse anzusprechen. So kann man beispielsweise auch Kindergeburtstage bei uns feiern. Kinderschminken wird jedem Sonntag kostenlos angeboten und unser Maskottchen „Lumi“ läuft dann durch das Kino, um Bilder mit den Familien zu machen. Wir haben aber auch die klassischen Musik-, Live- und Konzertübertragungen, was natürlich auch wieder ein Teil von Kultur ist. Mit der Bar haben wir zudem auch ein weiteres attraktives Kulturangebot geschaffen. Kino ist mehr als nur Film – der Filmpalast ist ein Kulturhotspot!
Aber heutzutage gibt es auch Streaming-Dienste: Netflix, Sky, Amazon Prime und so weiter. Glaubst du, dass die Zukunft von Kino dadurch gefährdet ist? Ist Kino ein aussterbendes Medium?
Die Anzahl dieser Dienste ist in den letzten Jahren extrem gestiegen und die Preise sind zunehmend günstiger geworden. Man merkt schon, dass da eine Konkurrenz entstanden ist. Ich denke aber, dass der Komplettumbau dieses Kinos und die damit verbundene Investition ein ziemlich guter Beweis dafür ist, dass wir vom Filmpalast der Überzeugung sind, dass Kino nicht tot ist! Es muss sich nur neu erfinden und sich halt auch entwickeln. Dennoch hat Kino sich gewandelt. Das Handy ist aufgekommen und die Möglichkeiten der Unterhaltung sind größer geworden. Deswegen gehen wir hier im Haus auf die Qualitätsschiene und sehen Kino als Erlebnis – was der Besucher letztendlich auch honoriert. Kino ist in unseren Augen nicht tot und wird es auch nicht sein. Einfach, weil es ein Kulturort und Treffpunkt ist, um den Abend zu gestalten. Einfach etwas ganz Besonderes. Und dieses besondere Erlebnis möchten wir jeder Alters- und Zielgruppe individuell anbieten.
Natürlich steigen dann dementsprechend die Eintrittspreise. Wird das Kino eher was für die Besserverdienenden werden?
Es stimmt, dass Kinobesuche nicht günstiger geworden sind, aber letztendlich ist auch alles andere gestiegen – Strom, Löhne und Co.
In Deutschland besucht der Durchschnittsbewohner einmal im Jahr ein Kino. dann ist er bereit, etwas dafür auszugeben. Dass Kino eher exklusiv ist, glaube ich nicht. Ich glaube, dass das Kino nach wie vor eine breite Masse anspricht. Und wie machen wir das für weniger gut gestellte Familien oder soziale Gruppen? Wir haben immer verschiedene Angebote, insbesondere auch für Familien. Diese zahlen beispielweise sonntags und feiertags alle nur den Kinderpreis – egal wo sie sitzen. Aber letztendlich müssen wir auch kostendeckend arbeiten, um die Qualität aufrechtzuerhalten. Wir bieten eine attraktive Preisstruktur für jeden Geldbeutel an. Natürlich ist uns bewusst, dass es auch Kinos gibt, die günstiger sind als wir – diese bieten aber dann oftmals nicht den Service und das „Drumherum“ an.
Wie du schon am Anfang sagtest, sind Kinobesuche ja durch die momentane Pandemie etwas schwieriger. Wie können wir denn als Gemeinschaft das Kino in der derzeitigen Lage unterstützen?
In erster Linie würde ich sagen, dass es eine gesellschaftliche Verantwortung ist, sich nach Möglichkeit impfen zu lassen. Das wäre Hilfe für uns alle. Konkret aufs Kino bezogen: uns auch in der aktuellen Zeit besuchen. Wir haben mit dem Gesundheitsamt abgestimmte Hygienekonzepte, Abstandsregelungen und Luftaustausch in den Sälen. Wir sind davon überzeugt, dass ein Kinobesuch sicher war und ist. Wir bieten auch an, den Kinobesuch kontaktlos durchzuführen.
Zudem sind Gutscheine nicht nur passende Geschenke, sondern helfen uns auch in der derzeitigen Situation weiter.
Und natürlich, wenn man mal einen ausgezeichneten Cocktail trinken möchte – wir haben eine ausgezeichnete Cocktailkarte. Hier kann man uns auch immer in der Bar besuchen.