„Man benötigt eine unglaubliche Vielseitigkeit“ – Constanze Betzl über ihre Arbeit als Konzertpädagogin (WS 2017/2018)

Foto: Krämer/Bennefeld

Constanze Betzl (Jg. 1967) arbeitet seit August 2011 als Konzert- und Musikpädagogin am Kasseler Staatstheater. Zunächst studierte Betzl Querflöte in Hannover und Montréal, bis sie sich dem Studium der Konzertpädagogik widmete, welches sie Anfang 2011 in Detmold beendete.

Von Swantje Sophie Bennefeld und Eva Christina Krämer

Welche Rolle nimmt die Musik in Ihrem Leben ein?
Musik nimmt eine riesengroße Rolle in meinem Leben ein. Ob Tag oder Nacht, ständig geht mir eine Melodie durch den Kopf. Sie ist gar nicht wegzudenken und ich wüsste keinen Bereich, in dem mich die Musik nicht umgibt. Auch die Geräusche der Natur sind Musik für mich, dort finde ich auch einen Ausgleich vom Alltag.

Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Über mein Elternhaus. Mit fünf Jahren habe ich angefangen, Klavier und Blockflöte zu spielen und zu singen. Meine Eltern sind jedoch nur Laienmusiker.

Haben Sie ein Lieblingsstück oder eine Lieblingsmusikrichtung?
Oh…Eigentlich nicht. Nur mit Country und extremer Techno Musik kann ich überhaupt nichts anfangen.

Spielen Sie lieber selber ein Instrument oder hören Sie lieber zu?
Mmh… auch unterschiedlich (lacht). Ich stehe sehr gerne auf der Bühne, kann mich aber auch unglaublich entspannt zurücklehnen und die Musik genießen. Ich kann nicht sagen, was ich lieber mag.

Arbeit lieber mit Kindern oder Erwachsenen?
Ich arbeite gerne mit Jugendlichen zusammen. Ich mag es insgesamt sehr gerne, mit Menschen zu arbeiten und mit ihnen Projekte zu machen, da Musik die universelle Sprache ist, die alle verbindet.

Wir haben in Ihrer Biografie gelesen, dass Sie Querflöte studiert haben. Warum haben Sie noch Musikvermittlung studiert?
Das hat familiäre Gründe. Ich habe meine künstlerische Ausbildung sehr intensiv verfolgt und dann meinen Mann kennengelernt. Er hatte eine Stelle im Orchester des Staatstheaters und nachdem wir geheiratet haben, habe ich gedacht, entweder bekomme ich hier auch eine Stelle im Orchester oder ich arbeite freischaffend, da Kassel unser Standort bleiben sollte. Durch das Flötespielen bin ich auf verschiedene pädagogische Projekte gestoßen und fand diese Arbeit so toll, dass ich dann beschlossen habe: Jetzt studiere ich ergänzend Musikvermittlung und Konzertpädagogik. In diesen Prozess bin ich hineingewachsen.

Welche Aufgaben fallen konkret im Bereich Musik-/ Konzertpädagogik an?
Ich bin für alle Kinder- und Jugendkonzerte zuständig. Von der Konzeption, dem Auswählen der Stücke und der Organisation, bis hin zur Vermittlung an Schulen. Das bedeutet, dass ich mit Musikern in Schulen gehe und Schülern Instrumente vorstelle. Generell bin ich für über 1000 Schulen und Kindergärten in Nordhessen zuständig. Damit arbeite ich an der Schnittstelle zwischen Bildungseinrichtung und Orchester.

Worin sehen Sie die größte Herausforderung in Ihrem Beruf ?
Um diesen Job gut zu machen, benötigt man eine unglaubliche Vielseitigkeit. Man muss organisieren, managen, musikwissenschaftlich arbeiten, recherchieren, aber vor allem sehr gut kommunizieren können. Dies ist innerhalb des Theaters wichtig, da normalerweise keine Kinder und Jugendliche hier im Haus anwesend sind. Natürlich ist es eine andere Arbeit als mit Profis, deshalb muss sehr viel Vermittlungsarbeit geleistet werden. Gleichzeitig muss man auch nach außen kommunizieren und mit Schulen, Schulleitern, Lehrkräften und vor allem mit Schülern sprechen. Das wichtigste dabei ist, dass man Spaß und einen guten Draht zu den Schülern hat. Zudem muss man flexibel bezüglich der Altersstruktur sein, da man mit kleinen Kindern ebenso wie mit Senioren arbeitet.

Stoßen Sie manchmal auf Widerstand bei Ihrer Arbeit?
Zunächst herrschte viel Skepsis und ich musste mir Freiräume, Toleranz und Geduld erkämpfen. Mit der Zeit habe ich sehr viel Positives zurückbekommen und alle sind begeistert.

Gibt es ein peinlichstes Erlebnis in Ihrem Beruf, an das Sie sich gut erinnern können?
Oh! Naja, da gibt es ständig ´was Peinliches. Ein Erlebnis ist noch gar nicht so lange her. Ich bin noch nicht so lange Brillenträgerin und da ist es mir passiert, dass ich auf die Bühne ohne Brille gegangen bin und los spielen wollte. Da stellte ich fest, irgendetwas passt hier nicht. Ich musste dann wieder von der Bühne gehen und meine Brille holen (alle lachen). Das war nicht ganz so gelungen…Und schöne Momente gibt es eigentlich jedes Mal, wenn ich auf der Bühne stehe und einen Draht zum Publikum habe.

Welche Aufgaben übernehmen Sie beim Theater-Jugend-Orchester (TJO)?
Beim TJO bin ich eher in zweiter Front. Die Leitung übernimmt Maria Radzikhovskiy als Dirigentin, ich arbeite jedoch mehr mit Anne Hagemann vom Orchesterbüro zusammen und bin für die Probespiele und die Probenbetreuung zuständig, wobei ich letztendlich eine Ansprechpartnerin für die Jugendlichen aus dem Orchester bin. Zudem bin ich dann auch noch für die Vermittlung des TJO-Projektes zuständig. Das heißt, ich werde Vorbereitungsworkshops in Schulen anbieten, da wir eine Vormittagsvorstellung nur für Schulen veranstalten.

Würden Sie in Ihrem Beruf in Zukunft etwas verändern oder sind Sie zufrieden, so wie es im Moment ist?
Ach, ich bin eigentlich immer zufrieden, aber ich will auch immer etwas verändern. Es muss immer weiter voran gehen, ich bin immer auf der Suche nach neuen Projekten und Möglichkeiten. Im Moment habe ich ein Projekt, bei dem sich Malerei und Musik verbinden und interagieren. Spartenübergreifende Projekte finde ich spannend und dort bin ich immer auf der Suche nach etwas Neuem. Da bin ich eher etwas unruhig (lacht).

Friedrich Nietzsche sagte einst „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“. Wie stehen Sie dazu?
Ich stimme dem auf jeden Fall zu. Musik spiegelt eine elementare Kommunikationsmöglichkeit wider, denn schon immer wurde mit Musik kommuniziert. Musik offenbart die Seele des Menschen und für mich kann es keine Welt ohne Musik geben.

Constanze Betzls Seite beim Staatstheater Kassel