
Foto: Marie Buch
Von Marie Buch
Anke Goldberg (Jg. 1968), Lehrerin der Fächer Deutsch, Englisch und Geschichte, berichtet von ihrem aufkommenden Interesse an Konrad Duden, von ihrer ehrenamtlichen Arbeit im Konrad-Duden-Museum in Bad Hersfeld und von den Problemen, mit denen das Museum konfrontiert ist. Das Museum besteht aus zwei Räumen, in denen Leben und Werdegang von Konrad Duden und das Wörterbuch veranschaulicht werden.
Konrad Duden als Person ist heutzutage wohl niemand mit dem man sich oft beschäftigt. Was hat Sie hier an das Museum verschlagen?
Ich bin 1995 nach Bad Hersfeld gekommen. Aufgewachsen bin ich in der Nähe von Schleiz, wo Duden Schulleiter war, das finde ich einen netten Zufall. Ich bin nicht seit Gründung des Museums im Jahr 1999 dabei. Wirklich beschäftigt habe ich mich mit Duden aber erst im Jahr 2004. Ich bin Lehrerin hier an der Konrad-Duden-Schule und wurde gefragt, ob ich einen Vortrag zu einem Duden-Denkmal halten könne, und das hat dann wirklich mein Interesse geweckt. Man denkt sich „der hat eben den Duden geschrieben“, aber dahinter steckt eigentlich sehr viel mehr. Es hat sich dann ergeben, dass ich dem „Förderkreis Museum“ beigetreten bin und so bin ich hier in dem Museum gelandet.
Sie sagten, dass das Museum auf ehrenamtlicher Basis betrieben wird. Wie finanziert sich das?
Ja, das stimmt. Der Museumskreis legt großen Wert auf die Erhaltung der Museen und die Stadt unterstützt uns finanziell. Leider haben wir ein Nachwuchsproblem und einige der Personen, die über die Jahre hier im Museum mitgewirkt haben, sind mittlerweile verstorben. Und überhaupt ist unser Durchschnittsalter recht hoch. Wir sind etwa zehn Leute, die sich hier im Museum engagieren.
Konrad Duden war für Bad Hersfeld eine bedeutende Person und auch dieses Gebäude trägt dahingehend Geschichte. Können Sie mir darüber etwas mehr sagen?
Duden war hier in Hersfeld Schulleiter, hier genau nebenan an der heutigen Konrad-Duden-Schule. Und er hat genau hier in dieser Wohnung 29 Jahre gelebt, weil das die Dienstwohnung der Direktoren war. Duden hat das Hersfelder Gymnasium schulisch sehr revolutioniert, die Schüler disziplinarisch auf Vordermann gebracht und das Gymnasium auch über die Hersfelder Stadtgrenzen bekannter gemacht. Unter seiner Leitung wurde der „Realzweig“ angegliedert. Unter anderem war ihm bei seiner Lehre eben auch die Rechtschreibung wichtig. Er hat Wert auf die phonetische Schreibweise gelegt, die er auch in seinem Duden festgehalten hat. Aus dem französisch aussehenden „bureau“ hat er zum Beispiel das einfachere „Büro“ gemacht.
Sind die ausgestellten Gegenstände rein symbolisch zu betrachten oder gibt es auch Originale aus seiner Zeit?
Wir haben hier zwei Stücke, die direkt aus seinem Besitz kommen. Einen Billardstock und einen Pokal. Den Pokal bekam er von seinen Schülern geschenkt als er seine ehemalige Wirkungsstätte Soest verlassen hat. Der Billardstock gehörte auch zur Schule für ihn. Damals herrschte eine große Disziplinlosigkeit unter den Schülern, es wurde oft die Schule geschwänzt, um die Zeit in Kneipen zu verbringen. Um dem entgegenzuwirken, hat er eine sogenannte „Tabagie“ eingeführt, sozusagen Spieleabende, an denen Bier getrunken und Billard gespielt wurde.
Während Corona durfte das Museum länger keine Besucher empfangen. Welche Folgen hat das für das Museum?
Das Museum hatte auch vor Corona nicht viel offen, immer nur sonntags für zwei Stunden. Es war aber gut besucht, in diesen zwei Stunden waren durchschnittlich zehn Leute da. Als letztes Jahr stufenweise Lockerungen beschlossen wurden, durfte das Museum im Rahmen der Stadtführung wieder öffnen. An diesen Stadtführungen durften 15 Leute teilnehmen, das haben wir dann so geregelt, dass die Hälfte der Teilnehmer hier im Museum war und die andere Hälfte sich die Konrad-Duden-Schule nebenan angeschaut hat.
Sind Sie zufrieden mit dem Museum oder sehen Sie mehr Potenzial?
Beides. Ich bin schon zufrieden und ich finde auch, es ist an sich ein schönes Museum, es könnte aber natürlich überarbeitet werden. Es ist noch nicht wirklich altmodisch, aber es ist einfach schon aus 1999 und eine Überarbeitung wäre vielleicht schön. Was uns hier in Bad Hersfeld schmerzt, ist, dass unsere Museen alle viel mehr Potenzial hätten. Da braucht es aber ganz viele Institutionen, die an einem Strang ziehen. Die Stadt muss dahinter stehen, der Verein muss dahinter stehen, die Hersfelder müssen dahinter stehen und das läuft momentan an der ein oder anderen Stelle nicht so gut. Ich sehe es teilweise in Wesel und Schleiz, was die aus dem Duden machen. Duden hat mit 17 Jahren Wesel verlassen und kehrte nie zurück, und trotzdem ist er dort ziemlich bekannt, und es wird viel daraus gemacht. In Schleiz wurde das Museum von den dudenkern überarbeitet und auch am jährlichen „Tag der deutschen Sprache“, der 2020 dort abgehalten wurde, hat sich viel um Duden gedreht. Unser letztes Highlight war 2011 am 100. Todestag und da haben wir uns richtig ins Zeug gelegt. Es gab im Stadtmuseum eine große Ausstellung und wir haben alle Leute, die etwas mit Duden zu tun haben, eingeladen. Natürlich kamen nicht alle, aber das war wirklich eine schöne Gruppe von Rechtschreibern, Nachfahren in der Familie und vom Verlag. Ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass das Museum mit dem Wortreich verbunden worden wäre, als das Wortreich hier etabliert wurde, da wurde vielleicht eine Chance vertan.
Was würden Sie sich in Zukunft für das Museum wünschen?
Auf jeden Fall, dass es bestehend bleibt. Dass es vielleicht mehr Aufmerksamkeit erhält. Wir hatten auch angedacht, dass alle Fünft- und Sechstklässler aus den Hersfelder Schulen herkommen, und eine Führung bekommen. Manche Schulen haben das angenommen, andere nicht. Ich würde mir wünschen, dass die Hersfelder mehr mit dem Namen „Konrad Duden“ anfangen können. Ich denke, dass Museen es überhaupt ein bisschen schwer haben. Trotz unserer räumlichen Begrenzung gäbe es aber Möglichkeiten, das Museum medial ein wenig aufzupeppen oder die eine oder andere Mitmachstation anzubieten. Und wie gesagt wäre es schön, die Museen hier in Hersfeld zu verknüpfen.