„Man lernt mit jedem Projekt“ (SoSe 2013)

KemperVon Lena Baumgarte

Ralf Kemper ist Künstler durch und durch. Er tourte mit seiner Band Die Schnitter durch Deutschland, nahm CD’s auf und widmete sich darüber hinaus seiner zweiten Leidenschaft, dem Filmemachen. Dabei übernahm er gleich mehrere Aufgaben: Vom Drehbuchautor, über Kameramann und Produzent, bis hin zu Special-Effects-Planungen – Ralf Kemper fürchtet sich vor nichts! Auch nicht vor Dämonen und Melonen…

Ralf, du drehst deine Filme nur in Kassel und Umgebung, warum?
Das ist hauptsächlich eine Kostenfrage. Da wir nur ein paar Sponsoren haben und den Rest aus der eigenen Tasche zahlen, haben wir ein sehr schmales Budget. Außerdem kommen die meisten Mitwirkenden aus Kassel, da ist es einfach praktischer in der Stadt oder der Umgebung zu drehen.

Gab es einen Moment, der für dich persönlich ausschlaggebend war, Regisseur zu werden?
Nicht wirklich einen Moment, aber früh angefangen hat das schon. Früher drehte mein Vater Familienfilme mit einer Super 8-Kamera. Im Alter von 14 Jahren bekam ich dann meine eigene. Ich schätze, dass sich das Interesse daraus dann langsam aber sicher entwickelt hat.

Woher nimmst du deine Ideen? Kommen deine Inspirationen vielleicht aus Träumen?
Das eher weniger. Oft sind es Orte, die mich inspirieren und meine Fantasie wecken. Ein einfacher Song kann ausschlaggebend dafür sein, dass ich mich hinsetze und anfange zu schreiben. Dann stelle ich mir vor, wie ich eine Szene mit dem gehörten Song musikalisch untermalen könnte.

Hast du Vorbilder?
Vielleicht George A. Romero. Meinen ersten Videorecorder, damals natürlich noch mit den alten VHS-Kassette, hatte ich mir Anfang der achtziger Jahre zugelegt. Alles was es von Romero als Video zu kaufen gab, hatte ich. Es war ja nicht so viel (lacht).

Hast du ein Lieblingsmonster?
Da würde ich definitiv Zombies sagen! Mit 16 bin ich mit einem Freund der damals 14 war in meinen ersten Zombie-Kinofilm gegangen. Das hat mich wohl ein wenig geprägt (schmunzelt).

Erzähl mir von einer außergewöhnlichen Situation, die mal am Set passiert ist.
Einer meiner Filme ist ein wenig kannibalisch angehaucht. Also brauchten wir Dinge, die nach menschlichen Innereien und ähnlichem aussahen. Unser Hauptdarsteller, der Metzger war, beauftragte seinen Fleischer-Kumpel ein paar Tiergedärme übrig zu lassen, die man im Film nutzen konnte. Wir dekorierten also den Tisch damit. Zu unserem Ungunsten war es ein warmer Sommertag und obwohl wir die Szene in einem Tunnel am Hauptbahnhof, in welchem es kühler war, drehten, fingen nach zwei Stunden die Kadaver dermaßen an zu stinken, dass wir alle mit verbundenen Nasen die Reste entfernen mussten und begannen, alles aufzuwischen. Das Erlebnis werde ich wohl nicht so schnell vergessen! (Lacht)

Habt ihr seitdem noch einmal schnell verderbliche Materie verwendet?
Oh nein. Ich war sowieso von Anfang an dagegen. Für mich sind Filme eine Illusion.
Und deswegen fand ich den Gedanken mit den echten Eingeweiden auch nicht gut.
Etwas zu bauen und somit bei anderen Menschen durch Plastik und Gelatine eine Illusion zu erschaffen ist ja auch viel spannender als durch Gehacktes!

Was haben Melonen und dein aktuelles Projekt gemeinsam?
(Schmunzelt) Ja, die Melonen tragen ihren ganz eigenen Teil zum Film bei.
In unserem aktuellen Projekt Damned on Eart nutzten wir die Melonen, um explodierende Köpfe darzustellen. Das war eine lustige Angelegenheit. Man lernt mit jedem Projekt! 
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Die Schnitter