„Sagt doch einfach Comic!“ – Ein Interview via Skype mit Nic Klein (WS 2013/2014)

Nic Klein, Foto: privat

Von Romy La Spina

Nic Klein ist ein freier Illustrator, der für amerikanische Comicverlage, wie Marvel oder Image Comics, arbeitet und der einzige Deutsche, der für DC zeichnet. Er wurde 1978 in Düsseldorf geboren, ging mit 12 nach Kanada und kam mit 20 zurück nach Deutschland, wo er an der Kunsthochschule Kassel studierte. Nic Klein lebt in Kassel.

Was hast du früher selbst für Comics gelesen?
Ganz unterschiedlich. Ich habe eher Comics von bestimmten Zeichnern gelesen, keine bestimmten Serien. Aber „Asterix“ gab es natürlich schon. Richtig angefangen habe ich mit 14 in den Staaten. Als ich drüben gelebt habe, hat mich das Comic-Fieber gepackt.

Hast du dann auch beschlossen beruflich selbst in diese Richtung zu gehen?
Naja, ich habe da schon gezeichnet, aber nicht daran gedacht, Comiczeichner von Beruf zu werden. Das war ja letztlich wie Feuerwehrmann werden zu wollen. Das war so eine Wunschvorstellung. Aber, dass es dann wirklich darauf hinausläuft, das hat sich erst später ergeben.

Das Literaturhaus Nordhessen veranstaltet das BOOM-Festival, ein Graphic Novel Festival. Hättest du Interesse bei dergleichen mit zu machen?
Weiß ich nicht. Kommt drauf an, was da so präsentiert wird. Ich finde Graphic Novel ist ein Phantasie-Begriff, den sich Leute ausgedacht haben, um Comics aus der Kinderliteratur-Schublade zu holen. Ich habe ein Problem mit dem Begriff, weil die wenigsten Comics Graphic Novels sind. Ein Graphic Novel ist von vornherein als abgeschlossener Band angesetzt. Aber selbst in Amerika werden die Superhelden-Comics Graphic Novels genannt, obwohl sie keine sind. Und bei Verfilmungen sagen die Schauspieler immer, sie hätten als Kind schon den Graphic Novel davon gelesen, weil das cooler klingt. Sagt doch einfach Comic! Das geht doch auch!

Apropos Verfilmungen, die verfilmten Comic-Serien werden meistens bekannter, als die nicht-verfilmten. Macht es für dich einen Unterschied wie bekannt die Serie ist, die du zeichnest?
Nee, eigentlich nicht. Ich lerne die Figuren, die ich zeichne, ja nicht erst dann kennen, sondern kenne die meistens schon ein bisschen länger. Ich lese ja schon lange Comics, von daher ist mir das egal. Aber finanziell macht es einen Unterschied, insofern interessiert mich das schon. Rein kreativ ist es besser, Figuren zu zeichnen, die nicht so bekannt und deren Verkauf nicht so groß ist, weil du dann freiere Hand hast. Da gibt es weniger Kritik.

Einige Zeichner sind selbst die Autoren ihrer Werke. Hast du als Autor Erfahrung?
Kleine Sachen für den deutschen Markt habe ich schon selbst geschrieben. Ich habe aber zu viel Respekt vor dem Schreiben. Viele vergessen, dass Schreiben wie Zeichnen ein erlernbares Handwerk ist und schreiben dann einfach selbst. Bei manchen Werken merkt man das und denkt: „Ist scheiße. Hättste mal mit ‘nem Autor zusammengearbeitet“, weil das dramaturgisch für ‘n Arsch ist.

Du hast schon mal für die Deutsche Bahn gearbeitet. Was hast du da genau gemacht?
Einen Comic. Der lag damals kostenlos in den ICEs aus und ich habe dazu eine neunseitige Geschichte gemacht. Der Titel war „Rückenwind“. Da waren noch ganz viele andere deutsche, schmucke Zeichner mit dabei, die Beiträge sind auf der Internet-Seite der DB zu finden.

Du hast auch etwa 20 Magic-Karten, Spielkarten mit kleinen Illustrationen, gezeichnet. Macht es einen großen Unterschied, ob du ein Einzelbild zeichnest oder eines für einen Comic?
Ja. Der Unterschied ist, dass man im Comic mehrere Bilder in Reihenfolge hat. Das Schwierige an Illustrationen ist, dass man in einem Bild die Geschichte erzählen muss, die dahintersteht. Du musst eine gewisse Atmosphäre rüberbringen und für Magic musst du auch einen gewissen Stil haben. Das ist schon eher realistische, gegenständliche Illustration, weil das so in die High-Fantasy-Richtung geht.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag von dir aus?
Aufstehen gegen acht. Frühstücken. Mit dem Hund rausgehen. Dann fange ich gegen zehn an zu arbeiten, bis so um zwei. Mittagessen. Dann mit dem Hund eine große Runde gehen, das dauert so zwei Stunden. Dann bis zehn oder halb elf arbeiten. Abendessen, schlafen. Das kann ein einsamer Beruf sein, wenn man das hauptberuflich macht. Wenn man für die Amerikaner zeichnet ist man echt gefordert, aber ich will mich nicht beschweren.

Hast du einen Lieblings-Arbeitsschritt?
Ja, fertig sein (lacht). Das ist mein Lieblings-Arbeitsschritt und danach abends auf der Couch liegen. Wenn ich eine Seite fertig habe und denke: „Die ist gar nicht so schlecht geworden“, freut mich das. (Denkt nach) Tuschen tue ich ziemlich gerne.

Gibt es einen bestimmten Comic, den du am liebsten zeichnest?
Immer der, an dem ich grade in dem Moment sitze, der ist am frischesten. Bei den älteren Sachen sehe ich immer nur die Fehler und die ärgern mich dann immer. Ich hatte auch noch keinen Comic, auf den ich gar keinen Bock hatte. Ich hatte Glück, dass ich in den letzten Jahren schon ein paar richtig coole Sachen machen durfte. Jetzt grade bin ich am dritten Heft „Captain America“. Der neue „Captain America“ -Film heißt ja „Winter Soldier“. Da bin ich mal gespannt, wird bestimmt ganz cool.

Nic Kleins Blog