Wenn der Garten beginnt zu lächeln… Literarisches Triptychon, einem Schnittpunkt von Natur und Kunst gewidmet

Literarisches Triptychon, einem Schnittpunkt von Natur und Kunst gewidmet

kasselkultur07Projekt des Vereins Literaturhaus Nordhessen e.V. zum documenta-Stadtprogramm

am Donnerstag, 5. Juli, Montag, 30. Juli und am Samstag, 25. August 2007

Gärten sind Orte, an welchen, frei nach Immanuel Kant, das Naturschöne und das Kunstschöne eine – freilich in der Realität mehr oder weniger gelungene – Synthese eingehen. Da gibt es das barocke Konzept, das die Natur fest unter die Regeln der Rationalität zwingt. Die englische Variante, die, im Gegensatz dazu, ihrer anarchischen Potenz durch Nachahmung Respekt zollt. Da gibt es den bürgerlichen Garten, dessen Bepflanzung auf den goldenen Mittelweg zwischen Schönheit und Nützlichkeit zielt. Den Garten des Defensiven, der auf die Selbstentwicklungskräfte der Natur setzt. Und den Garten des Connaisseurs, der, zwischen Tradition und Experiment, Entwickeln und Gedeihen Lassen, sein eigenes Schönheitsideal kreiert.

Kassel ist nicht nur documenta-, sondern auch Gartenstadt. Einige der exponiertesten von ihnen haben die reelle Chance, in absehbarer Zeit Weltkulturerbe zu werden. Grund genug, nicht nur diesen, sondern auch den vielen anderen Gärten dieser Stadt, verborgenen und frequentierten, ambitionierten und „nur“ gemütlichen, labyrinthischen und überschaubaren, eine literarische Hommage in drei Stationen zu widmen.

1. Lesung:
Donnerstag, 5. Juli 2007, 19 Uhr, Garten in der Kölnischen Straße 181

Gärten für Kassel! Über die Geschichte der Gartenkultur. Vortrag von Professor Jürgen H. von Reuß.

Jürgen von Reuß war von 1976 bis zu seiner Emeritierung Professor für das Lehrgebiet Freiraumplanung an der Universität Kassel. Seinem Studium für Landschaftsplanung an der TU München ging eine Gärtnerlehre voraus, und zwar bei keinem Geringeren als bei dem legendären Staudenzüchter und „Garten-Poeten“ Karl Foerster (1874-1970), dessen Charisma und Schöpfereros noch heute gehuldigt wird. Von Reuß ist ein intimer Kenner – und, an einigen Orten, Mitgestalter – des Kasseler Gartenwesens. Mit ihm als kundigem Cicerone lädt der Verein Literaturhaus Nordhessen zu einem vergnüglichen wie aufschlussreichen essayistischen Spaziergang durch Geschichte und Gegenwart der „grünen Oasen“ dieser Stadt.

2. Lesung:
Montag, 30 Juli, 19 Uhr, Botanischer Garten

Botanik-Blues – Eine lyrisch-prosaische Anthologie rund um den Garten von Horaz bis Robert Gernhardt. Zusammengestellt von Annegret Letz

Schon der römische Dichter Horaz, stolzer Besitzer eines Landguts in den Sabinerbergen (ein Geschenk seines adeligen Gönners Maecenas), pries in wohl gesetzten Versen das stille Glück im Garten. Zahlreiche Dichterinnen und Dichter haben sich im Lauf der Jahrhunderte seiner Begeisterung angeschlossen. Damit das Lob des blühenden Idylls nicht in „Ein-Tönigkeit“ ausartet, hat die Literatur- und Gartenkennerin Annegret Letz auch kritische, gar spöttische Blüten ins Bukett gewoben. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht eine szenische Lesung mit Musik: „In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa“ von García Lorca. Darüber hinaus schlägt bei Robert Gernhardt die Lust an der Natur jäh in „Natur-Blues“ um, und Friedensreich Hundertwasser polemisiert über Gartenzwerge und andere seltsame Gartengottheiten.

3. Lesung:
Samstag, 25. August, 19 Uhr, Botanischer Garten

Ich pflückte die Rose… Die islamischen Gärten und ihr Erbe in Europas Gärten. Gesammelt und gelesen von Isabel Blanco del Pinal

Die märchenhaften Paläste Arabiens und auch in al-Andalus, dem maurischen Spanien, wurden erst vollkommen durch ihre herrlichen Gartenanlagen. In arabischen und maurischen Überlieferungen aus dem Mittelalter finden sich unzählige Prosa- und Lyriktexte über Gärten, einige gar mit ganz präzisen Anweisungen zur Anlegung des „vollkommenen Gartens.“ Der Koran spricht vom Garten der Unsterblichkeit, dem Garten des Entzückens, dem Garten der Zuflucht, dem Garten Eden oder dem Garten, in dem Quellen sprudeln. Isabel Blanco de Pinal hat sich mit diversen Veröffentlichungen als profunde Kennerin der Geschichte und Literatur von al-Andalus international einen Namen gemacht. Die in München lebende Schriftstellerin ist bekannt für ihre stimmungsvoll-unterhaltsamen Lesungen.

Im Anschluss an die Lesung findet um 20.30 Uhr das Sommerfest des Vereins Literaturhaus Nordhessen statt.

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