„Wenn der Tätowierer keine Begeisterung hat, sieht man es dem Motiv auch an
Interview mit der Tättowiererin Effy Black (WS 2018/19)

Von Leandra Pfannkuche

Gespräch mit Victoria („Vicky“) Volz (Jg. 1992) , ihr Künstlername ist „Effy Black“.  Ich traf ich mich mit ihr an ihrem Arbeitsplatz, im Tattoostudio “Hautnah“ und befragte sie zu ihrer jetzt vierjährigen Karriere als Tättowiererin. Weitere Themen: die Tattomenta 2018 (eine jährliche Kasseler Tattoo Convention, die von Jenny B ins Leben gerufen wurde) und ob Tattoos und Kultur zusammengehören

Wie lange arbeitest du schon bei „Hautnah“ in Kassel?
Im Prinzip tätowiere ich seit viereinhalb Jahren, also ich hab gleich mit der Eröffnung von „Hautnah“ hier gestartet.

Was hast du vorher gemacht und wie kamst du zum Tätowieren?
Ich habe vorher eine Ausbildung zur Mediengestalterin absolviert. Dafür brauchte ich ein Praktikum, das ich beim Tätowierer gemacht habe. So kam das dann eher zufällig, aber ich bin sehr froh darüber.

Wie würdest du deinen Tattoo Stil beschreiben?
Hauptsächlich düster, vieles aus der Natur, also Pflanzen und Tiere. Ich mache auch viel in Holzschnittoptik.

Du warst dieses Jahr auf der Tattoomenta, (die jährliche Tattoomesse in Kassel). War es deine Erste?
Ja. Also als Ausstellerin war es meine Erste.

Wie hast du die Veranstaltung wahrgenommen?
Für mich persönlich war es ziemlich anstrengend, weil wir unseren Stand direkt vor der Bühne hatten. Ich selber habe auch dort nicht tätowiert, weil ich von Anfang an wusste, dass es mir zu stressig werden würde. Es war die ganze Zeit super laut , super heiß und es waren super viele Leute da.

Würdest du die Tattoomenta als Kulturveranstaltung bezeichnen und wie findest du stehen Kultur und Tattoos im Zusammenhang?
Ich würde es auf jeden Fall als Kulturveranstaltung bezeichnen. Es gehen ja auch viele Leute hin, die sich erstmals über die Tattooszene informieren wollen und mit dieser Veranstaltung in diese Thematik einsteigen. Ich finde auch das Tattoos und Kultur absolut zusammengehören. Seit Tausenden von Jahren wird tättowiert.

Wie begegnest du Menschen, die eher feindselig gegenüber Tattos eingestellt sind? Hattest du schon negative Erlebnisse?
Ich bin da ziemlich tolerant, beziehungsweise gehe einfach gar nicht drauf ein. Ich finde nur, weil jemand feinselig mir gegenüber ist, muss ich ja nicht genau so reagieren. Man kann natürlich auch versuchen, die Leute aufzuklären, aber die Bedingung ist, dass man offen dafür ist.

Was sagen deine Eltern zu deinem Beruf?
Lange Zeit nichts Gutes (lacht). Mittlerweile haben sie sich quasi daran gewöhnt und sehen, dass ich damit auch meinen Lebensunterhalt finanzieren kann. Es ist jetzt okay.“

Gibt es Tattoomotive, die du Leuten nicht tätowieren würdest?
Viele religiöse Sachen auf jeden Fall und generell Motive, von denen ich einfach nicht überzeugt bin, weil sie meiner Meinung nach total überlaufen sind. Zum Beispiel Unendlichkeitsschleifen und Pusteblumen etc.

Und dann sagst du diesen Leuten die Gründe direkt ins Gesicht?
Ja absolut. Ich finde, wenn der Tätowierer keine Begeisterung dafür hat, dann sieht man das dem Motiv auch an.

Was war dein schönster Moment als Tätowierer oder was ist dir besonders im Gedächtnis geblieben?
Oh Gott, das ist schwer zu sagen. Ich hab super liebe Kunden, die sich tausendmal bedanken, was ich total süß finde. Besonders im Gedächtnis bleiben mir diese Momente in denen ich zum Beispiel Poträts von verstorbenen Tieren steche und die Kunden am Ende sehr emotional reagieren und auch manchmal anfangen zu weinen. Das finde ich sehr ergreifend.

Wie geht es weiter in deiner Karriere?
Also momentan ist meine Karriere an so einem Punkt, wo ich überlege, wie ich weiter machen, oder ob ich immer in Kassel bleiben will. Ich versuche mal so ein paar Guest Spots zu bekommen in ein paar anderen Städten und Ländern. Mal gucken, wie mir das so gefällt. Danach kann ich bestimmt mehr sagen.

Meinst du, du wirst dein ganzes Leben lang Tätowiererin bleiben?
Ich lasse das einfach auf mich zukommen. Ich glaube nicht, dass ich das immer machen werde. Der Beruf geht auch echt auf den Körper. Zum Beispiel auf den Rücken und die Handgelenke. Das merkst du schon nach vier Jahren und wenn ich irgendwann keinen Spaß mehr daran haben sollte, dann werde ich es auch nicht weitermachen. Ich weiß jetzt noch nicht genau, wo es dann hingeht.