„Wir spielen Fußball miteinander und nicht gegeneinander“
Interview mit Henning Beste und Max Winkler vom Sportclub Dynamo Windrad (SoSe 2021)

Max Winkler und Henning Beste (v.l.). Foto: Schewzyk

Von Patrick Schewzyk

Henning Beste (Jg. 1970) ist  Geschäftsführer von Dynamo Windrad, Max Winkler (Jg. 1995), Soziologie und Politikwissenschaftsstudent an der Universität Kassel, ist Pressewart. Dynamo Windrad wurde 1982 gegründet und steht für die Verbindung von Sport und Freizeitaktivitäten mit sozialem Engagement. Der Verein setzt sich gegen jede Form von Diskriminierung und Rassismus ein und gibt diese Werte an die Teilnehmer des Sportprogramms weiter. Wir unterhalten uns über Projekte, die Vereinsphilosophie und die Auswirkungen der Pandemie auf das Tagesgeschäft.

Wie sieht ein Tag in eurem Leben als Verantwortliche von Dynamo Windrad aus?

Henning Beste: Mein Job besteht mehr aus klassischer Büroarbeit und dem was im Hintergrund passiert. Dazu gehören unter anderem Buchhaltung, Mitgliederverwaltung und die Organisation des Sportangebots.
Max Winkler: Mein Tag sieht etwas anders aus. Es ist sehr abwechslungsreich, meistens komme ich hierher zum Sportplatz Waldau und weiß nicht, was auf mich zukommt. Mein Tagesablauf hängt davon ab, worauf die Kids Lust haben und ob wir Projekte oder Kooperationen am laufen haben. Hier auf dem offenen Sportplatz kann jeder jederzeit hinkommen, was dafür sorgt, dass man jeden Tag abhängig von den Besuchern gestalten muss.

Wie seid ihr zu euren Positionen im Verein gekommen?

Henning Beste: Ich habe hier ganz früher als Fußballer angefangen und mich damals schon viel mit Organisatorischem beschäftigt. Irgendwann wurde die Position des Geschäftsführers frei. Ich musste nicht lange überlegen und habe den Job angenommen.
Max Winkler: Ich habe hier ebenfalls als Fußballer begonnen und studiere in Kassel. Ich wollte neben meinem Studium Geld verdienen und nach einigen Jobs in verschiedenen Bereichen kam es dann dazu, dass ich hier bei Dynamo als Pressewart und Minijobber angefangen habe.

Der Verein ist bekannt für soziale Projekte, wie ist es dem Verein während der Pandemie ergangen?

Henning Beste: Im Normalfall organisieren wir viele Turniere. Das war letztes Jahr aufgrund der Gegebenheiten nicht möglich. Einerseits konnte man nicht so viele Personen versammeln, andererseits war eine Planung im Voraus nicht möglich. Seit November 2020 wurde alles eingestellt und wir freuen uns, dass es jetzt seit Juni 2021 wieder einigermaßen normal läuft und wir unsere Turniere und Projekte hoffentlich bald wieder regelmäßig stattfinden lassen können.

Was für Turniere finden regelmäßig statt?

Henning Beste: Wir organisieren im Normalfall jedes Jahr zwei Fußballturniere, einmal das „Bolzmasters“, ein Kleinfeldturnier auf den Waldauer Wiesen und den „Ironcup“, das Pendant zum „Bolzmasters“, welches in der Halle stattfindet. Alle vier Jahre veranstalten wir ebenfalls die Bolz-WM, die parallel zur Fußball Weltmeisterschaft stattfindet mit vielen verschiedenen Teilnehmern aus ganz Deutschland und aus dem Ausland. Bei unseren Turnieren steht nicht der sportliche Wettbewerb im Fokus, sondern unsere Werte, für die wir als Verein stehen, sowie Fairplay zu vermitteln und ein friedliches Miteinander zu schaffen. Wir spielen Fußball miteinander und nicht gegeneinander.
Max Winkler: Aus diesem Grund verzichten wir bei unseren Turnieren auf Schiedsrichter und appellieren an den Sportsgeist und den Fairplay-Gedanken der Teilnehmer.

Was für Projekte organisiert ihr im Verein und was ist die Inspiration dahinter?

Max Winkler: Durch die Pandemie mussten einige geplante Projekte verschoben werden, wie zum Beispiel ein von Kindern umgesetztes Musikprojekt mit einem Produzenten und einem selbstgedrehten Musikvideo. Das wird aber alles nachgeholt und wir bemühen uns immer, neue Ideen für Projekte aufzugreifen und umzusetzen. Das fällt uns relativ leicht, da wir umgeben sind von Menschen mit viel Kreativität. Mit denen können wir immer wieder etwas Neues auf die Beine stellen. Beispielsweise haben wir vor kurzem einen Graffiti-Workshop mit den Jugendlichen absolviert mit kreativen Gestaltungsmöglichkeiten für die Jugendlichen. Wir lassen uns auch gerne von Ideen von Menschen außerhalb des Vereins inspirieren und sind offen dafür. Der Gedanke hinter den Projekten ist ähnlich zu den Werten, die bei den Turnieren vermittelt werden. Wir wollen unsere moralischen Wertvorstellungen, wie zum Beispiel unsere Positionierung gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie und Transphobie an die Teilnehmer unserer Projekte weitergeben.

Wie werden die von euch organisierten Turniere und Projekte finanziert?

Henning Beste: Wir generieren Einnahmen größtenteils über die Mitglieder. Wir sind der drittgrößte Verein Kassels, was die Mitgliederzahlen betrifft. Gelegentlich bekommen wir einen Zuschuss von Stiftungen, die im gleichen Ziel operieren wie wir. Unsere Turniere generieren nur einen Bruchteil unserer Einnahmen, da die Teilnehmer eine Startgebühr zahlen müssen, welche allerdings auch dazu eingesetzt wird, sie mit Urkunden oder ähnlichem zu belohnen.

Wie kann man den Verein abgesehen von einer Mitgliedschaft unterstützen?

Max Winkler: Wenn man kreativ ist und Ideen hat, die der Verein umsetzen könnte, unterstützt man uns damit, dass man uns kontaktiert und uns Ideen mitteilt. Wenn man interessiert ist, kann man dem Verein gerne helfen, Ideen und Projekte in die Tat umzusetzen. Genauso hilft es dem Verein, wenn sich Zuschauer bei den Spielen der Mannschaften von Dynamo Windrad treffen, dort vernetzen und das, wofür der Verein steht, zu verbreiten. Generell hilft man dem Verein, indem man einfach nach seinen Werten lebt, also tolerant ist und sich gegen jede Art von Ausgrenzung und Diskriminierung einsetzt.

Vielen Dank für das Interview!

Die Website des Vereins Dynamo Windrad